TAG 184 – Drei Tage und zwei Nächte bis Sasmarkand
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TAG 184 – Drei Tage und zwei Nächte bis Sasmarkand

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Ein mal schnell am Spiegel

the Uzbek room
the Uzbek room
die Haare ,trotz Haarspray zurecht stülpen, die Schürze entfernen und in der Schublade verstauen, mit einer hektischen Bewegung die nicht vorhandenen Falten vom Rock entfernen, und zur Tür eilen um die Gäste zu empfangen.

Dieses Zeremoniell beobachtete ich jedes Wochenende daheim in Buenos Aires als meine Mutter Ihren Kaffeekränzchen hielt. Mächtig stolz presentierte Sie den gedeckten Tisch mit feinem Porzellan aus Europa. Ein Erbstuck der Familie väterlicherseits.

the fruit seller and her son on the road between Bukhara and Navoiy
the fruit seller and her son on the road between Bukhara and Navoiy
Genauso stolz dürfte sich gestern am späten Nachmittag Adolent Opa gefühlt haben als sie mich vor Ihrer Haustür empfing. Sie war adrett gekleidet und Ihre Goldzähne leuchteten aus Ihrem steten Lächeln. Es ist die Stadt Kattaqurgan und kein Hotel oder Gasthof weit und breit. Das war fuer mich, nach 90 km und noch 80 vor Samarkand, eine zwangslaeufige Etappe. Ich machte mich auf der Suche einer Herberge vor Ort und durch Fragen und Suchen, erfuhr ich durch Dritte, das Adolent Opa ein Gaestezimmer haette. Opa als Sufix steht fuer das spanische Doña oder Donna im Italienischen. Es ist kein aristokratischer Titel, aber ein Wuerdiger. Damen im gesetzten Alter oder gehobene Stellung in der Gemeinschaft wird ihr dieser zuteil. Im türkischen ist es Hanim.
Sie wurde telefonisch über die Ankunft eines Fremden gewarnt.
Sie erwartete mich bereits, oeffnete die Tür und mit dem Hinweis ich moege meine Schuhe ausziehen bot sie mich in das Haus hinein.
Es ging zwischen mehrere Raeume, immer durch eine Tuer und Vorhang getrennt. Brokat, Seiden und vermutlich auch Syntetisches hing an jedem Rahmen, Fenster oder Durchgang.
Wie in jedem Usbekischem Hause, sind wunderschöne Teppiche überall ausgelegt und bedecken komplett den Fussboden. Tapeten mit Blumenmuster eingerahmt in einer Dekorierten Leiste an jeder Wand. Ein Kandelaber hängt an der Decke.
Das ist eine städtische Wohnung, von aussen unscheinbar und im Sowjetstil. Plattenbau.

Drei Tage und zwei Nächte lang, dauerte meine Radfahrt zwischen Bukhara und Samarkand. Diese war meine zweite Nacht.

Ja, die Gastfreundschaft, wie in Allen muslimischen Länder zuvor, ist überwältigend, doch ein Segen und Fluch zugleich. Ich radle die Bundesstrasse entlang vieler Ortschaften. Kein Blick unbeobachtet, 70 % aller Autofahrer hupen mich an. Jeder Grüsst und schreit mir etwas hinterher. Mein Nervenpegel ist am Anschlag und entscheide mich keinen Gruss, so grob es auch vorkommen mag, zu erwidern. Nur den Kindern grüsse ich zurück mit einem Wink. Ich verstehe zwar nicht was sie mir zurufen, entnehme aber es seien gut gemeinte Wünsche. Nur ab und an, einem bestimmten Ton oder Pfiff zu entnehmen, vermute ich eher Herausforderndes. Meist auch da, wo viele Männer unter einer gewissen Trunkenheit stehen. Diese vermeide ich zu grüssen und erwidere auch keinen Blick zurück. So bin ich bis jetzt immer gut gefahren. Heute ist aber so ein Tag, wo ich am liebsten Durchsichtig wäre. Sehne mich nur noch nach einer Herberge und absoluter Ruhe innert vier Wände.
Bei Adolent Opa finde ich ebenfalls Herzlichkeit, doch diese ersehnte Ruhe nicht. Im Hof wo ich zum Tee eingeladen werde sitzen 3 Generationen zusammen und die Nachbarn sind auch vor Ort. Es ist Laut und ich werde von Fragen überhäuft. Damit ich es auch verstehe, wird deutlich lauter gesprochen. Wie ein Fegefeuer muss es sich verbreitet haben, dass ein Fremder vor Ort sei. Es kommen immer wieder Leute, mit dem Vorwand etwas bei Adele Opa zu kaufen und mich dann zu begrüssen oder nur anzuschauen. Ja, Adolent Opa führt einen Laden. Es besteht aus einem selbst gebauten Tisch im Hof, darauf sind einige Packungen Chips, offene Kekse, Eier, Süßigkeiten und 3 offene Zigarettenschachteln. Diese werden Stückweise verkauft.
Die Ruhe finde ich erst dann, als ich mich höflich verabschiede und meine Zimmertür bis an den nächsten morgen verschliesse.

Dann geht auch am frühen Morgen die letzte Etappe bis Samarkand los. Der Strassenbelag ist in diesen 80 Km erst ab Stadteinfahrt sichtlich und vorhanden. Ich weiche immer wieder von der Strasse, als ich am Rückspiegel staubwedelnde LKW’s heranfahren sehe und meine Acht gilt gleichermassen den Rück- wie auch dem Gegenverkehr.

The walls of the ARK in Bukhara
The walls of the ARK in Bukhara
The Ark, Bukhara
The Ark, Bukhara
Rice fields
Rice fields
Cotton fields
Cotton fields
the washing line
the washing line
They offered me a Çay, Nuts and Bread to enforce my cycling to Navoiy.
They offered me a Çay, Nuts and Bread to enforce my cycling to Navoiy.

P1050153

the morning street in Navoiy
the morning street in Navoiy
the Uzbek neighbourhood in the city Navoiy
the Uzbek neighbourhood in the city Navoiy
the Uzbek room
the Uzbek room
late summer, early fall in Uzbekistan
late summer, early fall in Uzbekistan
late summer, early fall in Uzbekistan
late summer, early fall in Uzbekistan
let's tell them romantic, at the Hostel in Samarkand.
let’s tell them romantic, at the Hostel in Samarkand.
the road to Samarkand, short of Navoiy (few km in a fair good state)
the road to Samarkand, short of Navoiy (few km in a fair good state)
the offered me a Watermelon on the road.
the offered me a Watermelon on the road.
Navoiy (UZ) - Karavansarai Rabati Malik
Navoiy (UZ) – Karavansarai Rabati Malik
Navoiy (UZ) Sardoba MAlik, the water cisterna for the village from the XV century
Navoiy (UZ) Sardoba MAlik, the water cisterna for the village from the XV century
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